Das Château d'Orion, gelegen im Südwesten Frankreichs zwischen Biarritz und Pau, ist 500 Jahre alt und war ursprünglich ein Laienkloster. Nach der französischen Revolution wurde es von einer bourgeoisen Familie als Herrenhaus weitergeführt und über die Jahrhunderte immer wieder erweitert. Es war ein intellektueller Mikrokosmos von Dichtern, Denkern und Naturwissenschaftlern, vorranging Medizinern. Seit 2003 ist das Château im Besitz der Familie Premauer. Es wurde vollständig restauriert und renoviert und dient nun als Gästehaus, Kultur- und Begegnungsstätte im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft in Europa.
Die Idee, ein Gästehaus zu schaffen in dem Geist und Genuss sich vereinen, sei es durch facettenreiche Denkwochen, durch Konzerte und Lesungen oder schlicht als Rückzugsort in eine andere Welt als die alltägliche. Château d'Orion ist ein Projekt, das nicht auf persönliche Gewinnabsicht zielt, sondern auf den Erhalt und die Weiterentwicklung dieses Traditionshauses und seiner Vision.
Wer hier, im Grenzland zwischen Frankreich und Spanien residiert, kann im wahrsten Sinne der Worte in Geschichte(n) eintauchen. Das Béarn, zwischen Atlantik und Pyrenäen gelegen, ist historisch von großer Bedeutung. Im Schloss selbst gibt es eine Vielzahl an Bildern, Büchern, Fotos, Möbel und Schriftstücke aus vergangenen Epochen zu bestaunen und zu berühren.
Auch in der Umgebung lässt sich die reiche Natur- und Kulturlandschaft entdecken, angefangen von der mächtigen 200 Jahre alte Platane direkt vor dem Schloss bis hin zu der majestätischen Gebirgskette der Pyrenäen. In Sichtweite grasen die friedlichen Blondes d'Aquitaine (blonde Kühe) auf der Weide und die kleine Kirche Saint Jaques läutet stündlich ihre Glocken. Der Jakobsweg "Voie de Vezelay" führt in knapp 300 Metern Entfernung am Haus vorbei. Als Ausflugsziel eignet sich außerdem das ganz besondere baskische Heimatmuseum "Chemins/Bideak" oder das Dörfchen "Sorde l'Abbaye", das zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Dies sind nur einige der bedeutenden Stätten, die es zu besuchen lohnt. In der näheren Umgebung gibt es zudem vielfältigste Wellness- und Bade-Möglichkeiten. Auch das Meer ist nur eine knappe Stunde mit dem Auto entfernt, genauso wie die majestätischen Pyrenäen.
Als Gast fühlt man sich im Château d'Orion willkommen und geborgen wie bei Freunden, denn hier wird man von den Gastgebern mit Herz und Verstand umsorgt.
Wer möchte, kann auf unserem Blog noch einen Blick hinter die Kulissen im Château d'Orion werfen. Mehr über die Region gibt es in unserem Länderspezial zu lesen. Das Lieblingsrezept der Gastgeber:innen findet ihr im Küchengeflüster zum Nachkochen.
Doppelzimmer | ab134 € |
ArchitekturDas Château unterscheidet sich von anderen französischen Schlössern durch seine Schlichtheit in der Bauweise: keine Säulen oder Reliefs, ein schlichter hoher Turm und das Ensemble mit den ehemaligen Stallungen und Scheunen. Diese Béarnaiser Ur-Architektur ist nur noch an ganz wenigen Orten in dieser Form erhalten. Zur Erhaltung des baulichen Charakters wurden bei der Renovierung soweit es ging natürliche Materialien wie Kalkputz, massive Eiche für die Dachkonstruktion, Holz für die Böden der ausgebauten Ställe und Scheunen und Steine aus einem Steinbruch in den Pyrenäen verwendet.
Hier wurde gleichzeitig ein kulturelles Erbe vor dem Verfall gerettet. Im Mittelalter wurden im Südwesten Frankreichs ca. 400 sogenannte Abbaye Laique gegründet (Laienkloster), die von einem niedrigen Adelsstand verwaltet wurden. Château d’Orion gehörte dazu.
Die Renovierung erfolgte zum Großteil mit Handwerkern aus der Gegend. Auch die verbauten Materialien stammen fast ausschließlich von Händlern und Produzenten aus der Gegend. Zum Beispiel hat der Treppenbauer für die Treppenerweiterung in den 2. Stock das Werk seines Großvaters fortgesetzt, die Terrassensteine und die Steinplatten für die Arbeitsflächen in der Küche stammen aus einem Steinbruch in den Pyrenäen, die Wand- und Bodenfliesen in der Küche von der Ziegelei aus dem Nachbarort. So gut es ging wurden Möbel aus dem Haus wiederverwertet. Der alte Steinbackofen zum Beispiel wurde restauriert und ist wieder in Betrieb, um frisches Brot zu backen.
FoodAls Grundprinzip gilt im Château "64" (abgeleitet vom Département 64), das heißt es werden überwiegend Waren und Produkte bezogen, die aus einem Umkreis von nicht mehr als 64 km kommen und aus nachhaltiger Landwirtschaft stammen. Außerdem verfügt das Château über einen eigenen Permakultur-Garten für Obst und Gemüse, der den Betrieb durchschnittlich zu ca. 60 bis 70 Prozent autark versorgt.
Besondere Leckereien aus der Schlossküche sind zum Beispiel zum Entrée: Carpaccio von Variationen Roter Beeten und Ziegenkäse mit Honig-Apfelbalsamico-Vinaigrette, zum Hauptgericht: Auf der Haut gebratene Lachsforelle aus Banca mit béarnaiser Piperade au Piment doux und Piment d'Espelette und zum Dessert: Verveine-Parfait mit Macarons à l'Ancienne und frischen Früchten aus dem Garten.
Auf Wunsch werden auch vegetarische oder vegane Gerichte, ebenso Gluten- oder Laktose-freie Speisen zubereitet.
Die Gäste haben außerdem die Möglichkeit Produkte zum Mitnehmen und Erinnern zu erwerben, wie zum Beispiel Kräuter- oder Blütensalz aus der nahegelegenen Saline, Verveine- oder Minze-Teeblätter aus dem Garten, selbstgemachte Marmeladen, L'Orionaise (eine Sauce mit Piment d'Espelette, Tomaten, Apfelsaft und Apfelessig aus der Region, Kräuter aus dem Garten.)
Familie Premauer stellt für kulturelle Zwecke Räumlichkeiten für Vereine aus der Region zur Verfügung und organisiert Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes, wie etwa den Handwerkeraustausch Bayern-Béarn. Wichtiges Element sind Beiträge zur kulturellen Bildung und Identitätsstiftung der Bevölkerung durch europäische Begegnungen durch Konzerte und Lesungen. Außerdem dient das Schloss als Künstlerresidenz.
UmweltNachhaltigkeit ist für die Betreiber des Schlosses ein zentraler Anspruch, so gut er sich an und in einem alten Gemäuer verwirklichen lässt. Es wird versucht ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung in all ihrem Tun auszubalancieren.
Das Schloss verfügt über eine eigene biologische Abwasseraufbereitung und eine energieeffiziente Wärmepumpenheizung, die mit Ökostrom betrieben wird. Der Müll wird strikt nach kompostierbaren Abfällen, recycelbaren Kunststoffen, Glas, Papier, Karton, Metall, Holz, Rest- und Sondermüll getrennt. Beim Einkauf wird darauf geachtet so gut wie möglich nur mit wiederverwendbaren Behältnissen einzukaufen, um Wegwerf-Plastikverpackungen zu vermeiden. Die Bauern auf den Märkten haben dies bereits zur Kenntnis genommen und teilweise auf natürliche Verpackungen wie Papiertüten umgestellt.
Der eigene Permakultur-Garten für Obst und Gemüse trägt zu großen Teilen zur Versorgung des Betriebes bei, die übrigen Lebensmittel werden fast ausschließlich bei regionalen Landwirtschafts-Betrieben gekauft. So trägt das Schloss nicht unwesentlich zur Unterstützung der lokalen Entwicklung bei. Der Supermarkt-Einkauf macht nur noch etwa 10 Prozent der Gesamteinkäufe aus. Auch für die Gäste werden nur Seifen aus biologischen Seifen-Manufakturen aus der Nachbarschaft angeboten.
Seit Mai 2018 wird Strom zu 100% aus ökologischer Produktion (mit Zertifikat) bezogen.
Platz für debattierfreudige Schöngeister: Hier, im Südwesten Frankreichs, können Gäste nicht nur vornehm schlafen und in den Sälen oder im Garten ausgezeichnet essen. Sie sind, wenn sie mögen, auch herausgefordert, zu philosophieren und zu diskutieren. Zu den „Denkwochen“ reisen Besucher aus ganz Europa an.
Fotos: Janna-Marie Schwanemann / Daniel Berkmann / Château d'Orion
Doppelzimmer | ab134 € |
Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Orthez (TGV-Bahnhof), 20 Minuten Autofahrt vom Château entfernt. Von dort kann eine Abholung organisiert werden.
Das Château d'Orion ist leider mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut zu erreichen.
Von Biarritz aus fährt man mit dem Auto eine knappe Stunde bis zum Schloss (79 km). Von Bordeaux aus sind es 2 Stunden, 20 Minuten (ca. 200 km), und von Toulouse aus circa 2,5 Stunden (246 km). Von Bilbao sind es 2 Stunden 20 Minuten (ca. 215 km)
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